In memoriam Prof. Alon P. Winnie

Am 18. Januar ist Alon P. Winnie im Alter von 82 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls verstorben.

Prof. Winnie gilt als „Vater der modernen Regionalanästhesie“ und Schmerzmedizin. Seine Arbeiten und Publikationen über periphere Nervenblockaden in den 70er Jahren waren und sind bis heute Meilensteine der Regionalanästhesie. Sein Buch Plexus Anesthesia, erhielt 1984 den Anesthesia Foundation Award als das Book of the Year.

In seiner 40 jährigen Karriere hat er über 120 Artikel und Buchbeiträge publiziert und unzählige Ehrungen verschiedener Gesellschaften erhalten. Zusammen mit Jordan Katz, Donald Bridenbaugh, Harold Carron und P. Prithvi Raj war er 1975 einer der  fünf Gründungsväter der American Society of Regional Anesthesia and Pain Medicine (ASRA), der er auch bis 1980 als erster Präsident vorstand.

In seiner klinischen Laufbahn war Prof. Winnie u.a. Chair des Department of Anesthesiology der Abraham Lincoln School of Medicine an der University of Illinois in Chicago, und Direktor des Pain Control Center der University of Illinois. Von 1992 bis zu seinem Ruhestand 2002 leitete er das Department of Anesthesiology and Pain Management am Cook County Hospital, wo er seine klinische Laufbahn begonnen hatte.

Prof. Winnie war sich des Stellenwertes der Aus- und Weiterbildung junger Ärzte stets bewußt. Auf die Frage nach seiner größten akademischen Leistung antwortete er einst: „Categorically, the greatest accomplishment is the education and training of a multitude of young anesthesiologists.“

Kaum jemand konnte dies besser einschätzen als er selbst als er infolge einer Poliomyelitis, von der er sich nie mehr komplett erholte, wochenlang beatmet werden mußte und seine jungen Kollegen abwechselnd an seinem Krankenbett wachten. Folglich schrieb er in den Widmungen in seinem Buch Plexus anesthesia:

I acknowledge and dedicate this book to those physicians to whom I am indebted for life itself, my fellow interns and residents of Cook County Hospital who, exhausted from their own demanding call schedules, took an additional call to protect me from the possible malfunction of the ventilator upon which my life depended while I was totally paralyzed from acute poliomyelitis. Repeatedly, when my ventilator malfunctioned or failed, these vigilant young physician friends succeeded in keeping me alive until the ventilator could be repaired. Clearly without them, this work could not have been possible.

Es war bezeichnend für ihn, dass er,  obwohl er der Lehre und Verbreitung seines perivaskulären Zugangswege viel Zeit und Engagement widmete, nie vergaß festzustellen, dass all diese Erkenntnisse bereits Jahre zuvor beschrieben worden waren, nur oftmals in der chirurgischen oder nicht englischsprachigen Literatur und darauf hin in Vergessenheit gerieten.

Unvergessen auch der Satz:

When there are problems with any regional technique, look for the cause first on the proximal end of the needle. [1]

Bei allem Engagement in der Regionalanästhesie und Schmerzmedizin liebte Prof. Winnie auch die „schönen Künste“. Er war aktiv an Theaterproduktionen beteiligt und komponierte Musikstücke.

Ich bin Alon P. Winnie erstmals vor knapp 10 Jahren in einem denkwürdigen Moment persönlich begegnet und war tief beeindruckt. Wir werden ihm ein ehrenvolles Andenken bewahren.

Rainer J. Litz   Tim Mäcken

 

[1]
Winnie, A: Consideration concerning complication, side effects and untoward sequelae. (Ed). Plexus Anesthesia, Perivascular Techniques of the Brachial Plexus. Philadelphia, W. B. Saunders, 1983, pp. 221.